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Robotik in der Betreuung und Gesundheitsversorgung

Das Schweizer Zentrum für Technologiefolgen-Abschätzung, kurz TA-SWISS, veröffentlichte im Jahr 2013 eine interessante Studie zum Thema Robotik in der Betreuung und Gesundheitsversorgung. Ziel war es, den Ist-Stand und Makrotrends zu erheben sowie Chancen und Risiken durch den Robotikeinsatz zu ermitteln.

Für die Erfassung des Ist-Stands und der Trendentwicklung wurde eine umfassende Literaturanalyse zu aktuellen Entwicklungen und Prototypen durchgeführt. Im Zuge einer Bedarfsanalyse fand zudem eine Akteursbefragung mittels Fokusgruppen statt, in deren Verlauf sieben Schlüsselfaktoren herausgearbeitet wurden. Die gewonnenen Erkenntnisse mündeten schließlich in drei Szenarien zu möglichen zukünftigen Entwicklungen des Robotikeinsatzes. Mithilfe dieser Szenarien war es möglich, Chancen und Risiken sowie Handlungsbedarf und -optionen für Politik, Forschung und Gesundheitswesen aufzuzeigen.

Ergebnisse
Auf dem Gebiet der Robotik herrschen große Vielfalt und verschiedene Komplexitäten. Im Rahmen der Studie wurden die identifizierten Gerätetypen anhand ihrer Funktion in drei unterschiedliche Gruppen unterteilt:

  • Trainingsgeräte und Hilfsmittel für die Bewegungsausführung, Selbstständigkeit und Mobilität
  • Geräte, die die Menschen ergänzen, entlasten oder deren physische Anwesenheit ersetzen können
  • Geräte, die die Menschen begleiten und mit ihnen interagieren

Ein wesentlicher Treiber für neue Anwendungen im Gesundheitswesen sind Innovationen im Bereich der Technik. Allerdings zählen bei der Einführung von Robotik nicht nur technische Machbarkeit und ökonomische Effizienz, sondern auch die Akzeptanz seitens der AkteurInnen, die von kulturellen, sozialen, ethischen, psychologischen, rechtlichen und individuellen Faktoren beeinflusst werden.

Chancen durch den Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen ergeben sich laut den Verfassern der Studie in der Entlastung professioneller und auch nichtprofessioneller (z.B. pflegende Angehörige) NutzerInnen. Aus Sicht der PatientInnen können solche technischen Innovationen die Integration, Lebensqualität, Autonomie und Mobilität verbessern. Auf Ebene der Institutionen können zudem Rationalisierungspotenziale im Bereich organisatorischer und logistischer Prozesse realisiert werden. Insgesamt dürfte der Einsatz von Robotik also zu einer Entlastung der Pflegekräfte, zur Linderung des Fachkräftemangels und zur Verbesserung der Versorgungsqualität führen.

Als Risiko nennen die AutorInnen zum einen die Abnahme direkter Kontakte zwischen PatientInnen und dem Gesundheitspersonal, da negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und den Genesungsprozess der PatientInnen befürchtet werden. Problematisch erscheint zudem das Missbrauchspotenzial von Daten, die durch die Geräte gesammelt wurden. Der wirtschaftliche Druck könnte Institutionen zudem dazu veranlassen, bevorzugt technische Geräte einzusetzen, was jedoch Kontaktverlust für die Betroffenen und Arbeitsplätzeabbau zur Folge haben könnte. Zudem fehlen Kosten-Nutzen-Analysen für Roboter im Gesundheitswesen, weshalb nicht ausgeschlossen werden kann, dass deren Einsatz zu einer Kostensteigerung führt.

Fazit
Voraussetzung für den Einsatz von Robotik im Gesundheitswesen sind umfassende rechtliche Anpassungen bezüglich Haftung und Datenschutz. Auch die Prüfung und Einhaltung ethischer Richtlinien sind essentiell. Die AutorInnen empfehlen weiters, interdisziplinäre Forschung bzgl. Technologieeinsatz in der Betreuung und Gesundheitsversorgung gezielt durch den Bund zu fördern sowie die Chancen und Risiken durch den Robotikeinsatz in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Weiterführende Links:
Gesamte Studie als eBook
Homepage der TA-SWISS

Updated: July 6, 2015 — 11:47
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