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Digitale Pille aus dem Bauch

E-Pillen können Daten aus dem Darm funken und Bilder übertragen. Die High-Tech-Pillen sind noch nicht zugelassen, doch Pharmaunternehmen erwarten sich neue Möglichkeiten für die Diagnose und die Therapie von Krankheiten.

E-Pillen

© Martin Jarolim

Die Wundermedizin der Zukunft sind Pillen, kleiner als Bohnen und vollgestopft mit Elektronik: Computerchip, pH-Sensor, Temperaturfühler, Pumpe, Batterie, drahtlosem Kommunikationssystem und einem Hohlraum für Medikamente. Damit sollen Informationen in Echtzeit aus dem Körper gewonnen und am gewünschten Ort Wirkstoffe optimal zum Einsatz gebracht werden.

In den USA werden bereits seit Jahren gekapselte Miniaturkameras in Anwendung gebracht, die wie ein Endoskop Bilder aus dem Darmtrakt senden. Besonders der Magen- und Darmtrakt ist für die Forscher von Interesse. Der Darm enthält viele diagnostisch relevante Biomarker und damit geeignete Angriffspunkte für Therapien. So liefert die mikrobielle Zusammensetzung der Darmflora Hinweise auf Krankheiten, wie etwa bakterielle Durchfallerkrankungen, Diabetes und Arteriosklerose. Eine gestörte Darmflora lässt sich so gezielt reparieren und im Fall von Darmtumoren, die ihre Aktivität durch pH-Wert-Änderungen verraten, könnten Arzneiwirkstoffe gezielt ausgebracht werden. Gesundes Gewebe bliebe verschont und Nebenwirkungen wären deutlich geringer.

Strom für die E-Pillen mithilfe von Magensäften

Ein Augenmerk der Forschung liegt auch auf den Ausgangssubstanzen für bioabbaubare Elektronik. Auf der Liste sind Mineralien, die Bor, Magnesium, Phosphor oder Silizium enthalten, und Metalle wie Silber, Platin oder Gold, bis hin zu Naturprodukten wie Chitin oder Seide. Wichtig sei, dass diese Stoffe mit den körpereigenen Substanzen eine verträgliche Verbindung eingehen und nach getaner Arbeit aufgelöst und wieder ausgeschieden werden können.

Entscheidend für den Erfolg der E-Pillen ist schließlich auch die Stromversorgung. Die bioabbaubaren Batterien oder Brennstoffzellen müssen das Equipment für bis zu 20 Stunden mit Strom versorgen. Klinische Tests werden dazu in den nächsten Jahren mit dem körpereigenen Pigment Melanin, das als Elektrodenmaterial verwendet wird, und den Verdauungssäften als Batterieflüssigkeit durchgeführt.

Endoskopie-Kapseln bergen auch Risiken

Ganz ohne Risiko geht es derzeit noch nicht. So können etwa größere Kapseln mit konventioneller Elektronik im Darm steckenbleiben und müssen dann unter Umständen herausoperiert werden.

Updated: May 17, 2016 — 12:22
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